Symptomaufstellungen sind eine spezielle Form von Strukturaufstellungen (s.a. nächster Punkt) und werden auch Organ- oder Körperstrukturaufstellungen genannt. Wie bei Familien- und Organisationssystemen besteht auch unser Körper aus einer Vielzahl einzelner Teile, die in inniger Verbindung zueinander stehen. Und nicht nur zueinander, sondern auch in Verbindung zu unserer Familie. Ist nun zwischen diesen Teilen/Organen oder in Bezug zu unserer Familie etwas nicht im Gleichgewicht, so reagiert meist das sensibelste Organ mit einem Krankheitssymptom. In Familientherapien wird durch den Begriff des "Indexpatienten" (z.B. der verhaltensauffällige Sohn) der Tatsache Rechnung getragen, dass ein Symptom oder eine Krankheit meist durch das Mitwirken aller Systemmitglieder entsteht bzw. mitgetragen wird, sich jedoch in einer Person als Problem manifestiert. Analog könnte man von einem "Indexorgan" sprechen. Weder Indexpatient noch Indexorgan sind von sich aus gestört oder krank, sondern senden ein Signal bzw. einen Hilferuf aus. In einer Symptomaufstellung werden betroffene Organe (z.B. Lunge) oder Symptome (z.B. Asthma) durch Stellvertreter aufgestellt, um den versteckten Sinn eines Signals zu entdecken. Außerdem wird der "Dialog" mit dem Krankheits-/Suchtsymptom (oder Organ) angeregt und über Kontaktarbeit und Imaginationsarbeit gefördert.
Symptomaufstellungen ersetzen keine sorgfältige ärztliche, heilkundliche oder psychiatrische Betreuung, können diese jedoch gut unterstützen und ergänzen.
Welcher Sinn kann hinter einem Krankheitssymptom stecken?
Nach Hans Baitinger stellen Krankheiten oft die Bindung zum System (wieder) her, die wir in der Seele zu verlieren meinen. Durch die Krankheit gehören wir wieder "dazu". Oftmals steht hinter der Krankheit das Schicksal eines Familien-angehörigen, dessen Schicksal durch uns wiederholt oder er-innert (innerlich gemacht) wird. Bei akuten schweren Krankheiten geht es um das Thema Leben und Tod, während chronische Krankheiten meist Ausdruck nicht geheilter akuter Krankheiten sind, deren Folgen über die Generationen weitergetragen werden. So kann eine Krankheit Hinweise darauf geben, dass die Familiendynamik von unsichtbaren Loyalitäten, Hinbewegung zu wichtigen Menschen, Übernahme von Schuld oder Verantwortung etc. geprägt ist.
Bei Depressionen besteht oftmals ein Zusammenhang zum Verlust eines Elternteils oder dem Nicht-Annehmen-Können der Eltern (oder eines Elternteils) bzw. dem Nicht-Nehmen-Können von den Eltern. Letzteres kann auch eine mögliche Ursache für Krebs sein. Gerade bei Brustkrebs zeigt sich in vielen Fällen, dass die Beziehung zur Mutter hochbelastet ist, auch wenn sich die Betroffenen "darüber hinweg" glauben. (Latente) Abwertung und Ausklammerung des Vaters durch die Mutter sind oft der Hintergrund, wenn eine Tochter Essstörungen entwickelt. Auch bei Süchten spielt diese Dynamik oft eine Rolle. Eine von mehreren Erklärungsmöglichkeiten für Neurodermitis ist die Missachtung eines früheren Partners, der/die bisher nicht gewürdigt wurde. Starke Gewichtsprobleme können u.a. mit hungernden Angehörigen der Herkunftsfamilie zu Kriegszeiten in Zusammenhang stehen.
Ist eine Heilung der Symptome möglich?
Krankheiten zeigen u.a. an, dass Familien- und Lebensereignisse unsere Kräfte der Selbstregulation benötigen bzw. bei chronischen Krankheiten, dass diese Kräfte nicht genutzt werden können. Zeigen sich durch Aufstellungen die systemisch-ganzheit-lichen familiären Kernkonflikte und wird dieser Hintergrund des Symptoms gesehen und gewürdigt, dann kann sich das Symptom bestenfalls ganz oder teilweise wieder zurückziehen. Aufstellungen sind jedoch kein "Selbstläufer" und nicht in jedem Fall beginnen die Kräfte der Selbstregulation wieder so zu fließen, dass eine Heilung möglich ist. Wo dies nicht mehr möglich ist, weil z.B. ein Tumor zu weit fortgeschritten ist, geht es darum, das anzuerkennen, was ist und das zuzulassen, was an gutem Leben noch möglich ist.